
Inklusion international erforscht
USA-Austausch des Schwerd-Gymnasiums bringt Erkenntnisse zum Umgang mit Menschen mit Behinderung
Dass ein Schulaustausch keine Urlaubsreise ist, sondern vor allem den Horizont erweitert, haben die 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Austausches des Friedrich Magnus Schwerd Gymnasiums mit der Saline High School (Michigan) erlebt. Gemeinsam mit den Lehrkräften Ingrid Pohl und Markus Marzinzik hatten sie sich als Thema für den Austausch die Frage vorgenommen, wie Deutschland und die USA mit Schülern und Schülerinnen umgehen, die eine Beeinträchtigung haben. Das kurz gefasste Ergebnis nach drei spannenden Oktober-Wochen in den USA: Wo wir noch um Inklusion ringen, lebt die Schule in Saline bereits „Connecting“. Der Unterschied: „Es gibt kein ‚Personen in die Gesellschaft inkludieren‘, sondern ein ‚Wir verbinden alle Menschen miteinander‘“, erklärt Xenia Müller (MSS 11).
In der Vorbereitung auf die Zeit in den USA hatten die Schwerd-Schüler schon in Deutschland zum Thema Inklusion recherchiert. Unter anderem führten sie ein Interview mit der Speyerer Bürgermeisterin Monika Kabs und Inklusionskräften. „Ich habe mich schon als Schulleiterin sehr für ein Miteinander eingesetzt“, erklärte die Bürgermeisterin. „Meine Erfahrung ist, dass die größte Hürde nicht bei Investitionen für einen Aufzug oder für technische Ausstattung liegt, sondern in den Köpfen vieler Menschen, die sich dieses Miteinander nicht vorstellen können oder wollen.“
Für Carmen Walker, die sich als I-Kraft vor allem um Menschen mit Autismus kümmert, spielt die Sichtbarkeit dieser Gruppe eine große Rolle: „Das geht zum Beispiel über soziale Medien, in denen die Betroffenen ihre Erfahrungen teilen.“ Walkers Kollege Michael Reichert hat für das FMSG in dieser Hinsicht nur lobende Worte: „Die Offenheit der Schule gegenüber uns und unserer Arbeit ist am Schwerd wirklich außergewöhnlich.“
Anders als im deutschen Schulsystem gehen in Saline alle Kinder und Jugendlichen eines Jahrgangs auf die gleiche Schule. Dafür gibt es deutlich mehr pädagogische Fachkräfte, die sich um spezielle Bedürfnisse kümmern. Und so ist es nicht verwunderlich, dass im Schulfach „Unified PE“ Sport für alle auf dem Programm steht. „Da geht es um das Miteinander, ohne jeden Druck“, berichtet Tim Buda (MSS 11). „Auf diese Weise können alle ihre Fähigkeiten entfalten.“ Das bringt gelegentlich erstaunliche Talente ans Tageslicht: „In meiner Gruppe im Sportunterricht war ein Junge mit einer Behinderung, der viel besser Volleyball spielte als ich“, so Xenia. „Da war plötzlich ich diejenige, die sehen musste, wie sie zurechtkommt.“
Der Besuch in Michigan brachte auch noch andere neue Erfahrungen. „Die High School ist anders ausgerichtet als unser Gymnasium, da findet man viele Berufe schon in der Schule als Fach“, hat Jaro Bettag (MSS 11) beobachtet. Hannah Singpiel (MSS 11) sind die Menschen in ihrer Gastfamilie wichtig geworden: „Wir haben total viel miteinander gemacht, da ist die Zeit unglaublich schnell vergangen.“ Einig sind sich alle darin, dass die Wochen in Saline und die abschließenden drei Tage in Chicago sich gelohnt haben: „Wer die Chance hat, diesen Austausch in den kommenden Jahren mitzumachen, sollte das auf jeden Fall tun!“, fasst Hannah die Stimmung in der Gruppe zusammen.
Ingrid Pohl

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